080 by Am Tor zur Hölle (Teil 2 von 3)

080 by Am Tor zur Hölle (Teil 2 von 3)

Autor:Am Tor zur Hölle (Teil 2 von 3) [Hölle, Am Tor zur]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-01-05T15:15:20+00:00


Stille.

Niemand schrie mehr. Mir kam vor, als würden sie nicht einmal mehr atmen. Sie warteten.

»Das Schwert, Valerian!« sagte Cheetas eindringlich. »Nimm es!«

Es war etwas so Zwingendes in seiner Stimme, daß ich gehorchen mußte.

Ein Raunen ging durch die Menge. Sie dachten alle, ich hätte soeben meine Entscheidung getroffen. In ihren Augen war der erste Schritt getan.

Schwer lag das Schwert in meiner Hand.

Cheetas’ Schwert!

Was für eine große Ehre, dachte ich gallig. Ich spucke darauf!

Cheetas wies auf die Gefangenen. »Geh, Valerian!«

»Geh!« rief ein anderer. »Geh!« rief noch einer. »Geh! Geh! Geh!«

Immer mehr fielen in diesen Ruf ein. »Geh, Valerian, geh!« Sie trieben mich an. »Geh! Geh! Geh, Valerian!«

Und ich ging, ohne es zu wollen.

»Ja!« brüllten sie. »Ja, Valerian, geh!«

Ich machte den nächsten Schritt, der sofort bejubelt wurde. Endlich hatten sie mich soweit. Ich befand mich auf dem Weg »zu ihnen«. – Sobald ich die Gefangenen getötet hatte, würden sie mich nicht mehr verachten. Dann war ich wie sie.

Aber ich wollte nicht so sein wie sie!

»Weiter, Valerian! Geh, geh!«

Woran lag es, daß ich nicht stehenblieb? An Cheetas’ Schwert?

Nahm die Magie, die sich darin befand, Einfluß auf mich?

»Es ist ganz leicht«, hatte Cheetas gesagt.

Ja, es war in der Tat nicht schwierig, unbewaffnete Wesen zu tö-

ten. Womit hätten sie sich verteidigen sollen? Außerdem lähmte die Todesangst sie, und sie hatten sich selbst bestimmt schon aufgegeben.

Die Gefangenen zu töten, war wirklich nicht schwierig. Hinzu kam, daß es das Schwert fast allein tun würde. Ich brauchte es nur in der Hand zu halten.

Der Rest würde dann einfach passieren.

Ich stieg in die Mulde hinunter, von vielen Stimmen angefeuert.

Je tiefer ich kam, desto lauter schrien sie. Der Schall raubte mir fast den Verstand.

Wußte ich noch, was ich tat, wer ich war, was ich wollte? Würde mich Cheetas’ Schwert zu etwas verleiten, das ich niemals tun wollte?

Die grünen, tanzenden Punkte auf der breiten Klinge wuchsen. Sie dehnten sich aus, verschmolzen mit den anderen. Bald war das Schwert überzogen von einem magischen Leuchten.

Die geheimnisvolle Kraft, die sich im Schwert befand, reagierte auf die Nähe der Gefangenen. Dicke Schweißperlen standen auf meiner Stirn.

Das grauhäutige Wesen schaute mich so unglücklich an, daß es mir das Herz zerschnitt. Ihr Rüssel zitterte, war feucht, und aus den Augen kullerten schwarze Tränen. Ich war noch nie einem Wesen begegnet, das so viel Angst gehabt hatte.

Und noch dazu Angst vor mir!

Es war verrückt …

Die Dreibeinigen bewegten ruckartig ihre Facettenaugen. Ihre

»Hände«, die ja nur Zangen waren, erfaßten sich. Einer versuchte dem anderen Kraft zu geben. Kraft für den Tod.

Ich blieb vor ihnen stehen. Das Schwert manipulierte meinen Geist. Hinzu kam das ständige Gebrüll der Umstehenden. Ich war in diesem Moment nicht mehr ich selbst, und das erschreckte mich, denn in diesem Zustand konnte ich dazu verleitet werden, etwas zu tun, womit ich nicht einverstanden war.

»Töte sie, Valerian!« schrie Cheetas.

Gab es etwas anderes, als zu gehorchen?

Ich hob das Schwert. Es wurde für mich zur erschreckenden Selbstverständlichkeit, den Befehl auszuführen.

Es ist ganz leicht …

Die Gefangenen unternahmen nicht einmal den Versuch, mich anzugreifen. Sie standen nur da und warteten auf das grauenvolle Ende, das ich ihnen bereiten sollte.



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